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Turracher Höhe
Bereits an der Grenze zur Steiermark finden wir im Osten von Kärnten wohl die krasseste Rennradtour in Kärnten: Die Auffahrt auf der Turracher Höhenstraße von Patergassen ausgehend. Die Turracher Höhe, die am Westrand der Gurktaler Alpen in den Nockbergen liegt, ist vor allem Ende der 1970er Jahre berühmt geworden, als Audi seinen neuentwickelten Audi Quattro auf der alten, sehr kurvenreichen Passstraße zur Turracher Höhe vorstellte. Auf dieser alten Höhenstraße betrug die maximale Steigung noch 34 % und galt zu dieser Zeit als die steilste Alpenstraße von Europa.
Auf unserer Rennradtour in Kärnten hinauf auf die Turracher Höhe befahren wir zwar die neue Turracher – Höhenstraßen, die nicht mehr den Titel als die steilste Alpenstraße von Europa trägt, allerdings haben wir es auf drei Streckenabschnitten mit einer Länge zwischen 500 Metern und 1.000 Metern immer noch mit Steigungen von bis zu 23 % (!!!) zu tun. Diese 13 Kilometer lange Rennradtour in Kärnten zur Turracher Höhe von Patergassen ausgehend erfordert eine überdurchschnittliche Kondition und ist für Hobby – Rennradler mit wenig Training und alpiner Erfahrung eher ungeeignet. Weniger anspruchsvoller, aber dennoch noch schwer, wäre die Auffahrt zur Turracher Höhe von der steierischen Seite, wobei die 20 Kilometer lange Auffahrt in Predlitz beginnen würde.
Wir starten unsere extreme Rennradtour in Kärnten in der Ortschaft Patergassen, welches auf 1.020 Meter liegt. Über die Tauernautobahn A 10 kommen wir zur Ausfahrt Spittal/ Millstätter See, fahren an Millstatt vorbei und über Bad Kleinkirchheim erreichen wir auch schon Petergassen.
Von Petergassen radeln wir über Bundesstraße 95 nach Norden in die Ortschaft Ebene Reichenau. Auf diesem fünf Kilometer langen, ersten Streckenabschnitt bewältigen wir kaum Höhenmeter, so dass wir unsere, bis jetzt noch kalten Schenkeln ordentlich aufwärmen können, ehe es mit dem eigentlich interessanten Teil dieser Rennradtour in Kärnten weiter geht. Im Bezug auf Steigungen findet die Turracher Höhenstraße nur wenige Konkurrenten innerhalb der mit dem Rennrad befahrbaren Alpenpässe in Europa.
Nachdem wir durch Ebene Reichenau durch gefahren sind, merkt man schon, dass es schon schön langsam los geht, auch wenn die Steigung „erst“ 12 % beträgt. Auf der linken Hand sehen wir unter anderem die Abzweigung zur Nockalm Höhenstraße. Wir passieren kurz danach eine kleine Brücke, die unter Ortsansässigen auch „Teufelsbrücke“ genannt wird. Vielleicht ist das sogar diese Bezeichnung gar nicht so abwegig, denn von bisher humanen Streckenabschnitten kommen wir nach Überschreiten der Teufelsbrücke scheinbar in ein anderes Terrain, wo es schließlich richtig böse wird.
Wir sagen nur: 23 Prozent Steigung. 23 Prozent Steigung auf einer Länge von 1.000 Metern. Spätestens nach den ersten paar Hundert Metern wird uns bewusst, dass wir mit unserem Rennrad gerade wirklich auf einer der steilsten Alpenpässe in Europa unterwegs sind.
Meter für Meter heißt es durchhalten, bis wir endlich an einem fast schon flachen Streckenabschnitt unserer Rennradtour in Kärnten ankommen. Die Freude darüber hält allerdings nur 300 Meter an. Zuerst geht es 600 Meter steil bergauf, die Steigung erreicht bisher aber „lediglich“ 18 Prozent. Im Anschluss daran setzt unsere Rennradtour auf der Turracher Höhenstraße noch einen darauf, indem sie um fünf Prozentpunkte weiter hinauf klettert. Die nun folgenden 500 Meter kommen uns nach den bisherigen Strapazen wie 1.000 Metern vor… Nach über 10 zurückgelegten Kilometern sinkt die Steigung auf 12 % herab, wofür unsere Wadeln wirklich dankbar sind. Wer allerdings denkt, die restlichen drei Kilometer bis zur Turracher Höhe wären nun kein Problem mehr, man hätte das schlimmste geschafft, der täuscht sich jedoch gewaltig. Ein letztes Mal biegt sich die Turracher Höhenstraße geradezu vor uns auf, ein letztes Mal werden wir aus dem Rennradsattel gezwungen, ein letztes Mal steigt die Steigung auf 23 % an. 700 Meter. Wahrscheinlich werden uns 700 Meter noch nie in unserem Leben im Rennradsport sooo lange vorgekommen sein. Die einzige Kehre, an der wir vorbei kommen, lässt Gutes erwarten, da bis zur Einfahrt in die Ortschaft Turracher Höhe die Steigung abnimmt. Auch wenn es in diesem Moment wenig von Interesse sein mag, aber beim Erreichen des Ziels haben endlich nach 13 Kilometern die höchste Stelle unserer Rennradtour in Kärnten erreicht: 1.762 Meter! Aber das ist uns in diesem Moment eher egal. Hauptsache ist, dass wir einer der steilsten Alpenpässe in Europa gemeistert haben, worauf wir wirklich auf uns stolz sein können!
Bildquelle: Günther Gumhold / pixelio.de